Ganz vorne auf dem Sprungbrett eines 3-Meter-Turms stehe ich nun, über einem riesigen Schwimmbecken, in dem sich die Menschen tummeln, und ich sehe hinunter.
Ich sehe Menschen, die schwimmen ruhig und gleichmäßig, andere schnell bis stürmisch. Alles ist in Bewegung. Manche schwimmen zu zweit nebeneinander, andere allein oder in Gruppen, und wieder andere kreuzen nur kurz ihre Wege. Manche hängen am Rand des Beckens, führen Gespräche oder Diskussionen, andere sind sogar in einen Streit verwickelt, und in manchen Ecken kommt es zu Auseinandersetzungen, und mancherorts sieht es sogar nach richtigem Kampf aus. Einige der Menschen lächeln, andere nicht, manche sehen entspannt aus, manche ernst oder gar wütend, zornig. Manche ziehen ihre Bahnen, halten an, um andere kreuzen zu lassen und schwimmen danach weiter, in die gleiche oder eine andere Richtung.
Mitten unter all diesen Menschen gibt es ganz wenige, die folgen ihrer Bahn, seelenruhig, mitten durch das Getümmel hindurch, voller Anmut und Strahlen, ohne auch nur irgendwo oder irgendwen anzustoßen. Und genau diese sind es, die herausleuchten und die für viele beeindruckender Anstoß sind: denn bei diesen scheint es so, als ob über ihnen ein Teil von ihnen schwebt, in anderen Sphären.
Und genau da, bin ich jetzt auch: ich sehe unter mir das Getümmel der Menschen, all das Gerangel, das sich im Grunde nur, ums Überleben dreht, sehe die wenigen, ruhig ihre Bahn ziehen, und folge ihnen nach, in andere Sphären, da, wo es kein Gerangel gibt, keine Grenzen, keine Körper, keine Form, Freiheit grenzenlos, pur.
Das Gerangel sehe ich nun ganz genau, die Wachheit schärft mir den Blick: alles erscheint wie inszeniertes Theater, das mich nicht tangieren, nicht verletzen kann. Alles, was passiert, zieht vorüber wie Wolken am Himmel, der endlos ist, überall und durchscheinend in allem.
Dann lässt die Kraft der Präsenz wieder nach und ich tauche ein in das Getümmel und rangle mit den anderen mit, weiß für Momente nichts mehr vom Himmel, wo es niemanden gibt, nicht ich, nicht andere, nur das EINE: reines Sein in Vollkommenheit.
Und plötzlich sehe ich ihn wieder: den T u r m, der herausragt, an dem ich mich orientiere, der mich begleitet bei meinem Sprung, und ich weiß es jetzt, voller Klarheit: ich kann springen in das Getümmel, voll von Lebendigkeit, und zugleich mich verströmen im Himmel. Denn der Himmel ist überall.
Der Körper folgt der Schwerkraft, der Geist dem Weg der Freiheit entgegen: dem Sein, das aufgeht im Himmel, hier und jetzt und immer, obgleich der Körper seine Bahnen zieht und hält und andere kreuzen lässt und weiterzieht. Durchblick ist, grenzenlose Offenheit, voll Freude, voll Liebe, eins mit dem EINEN, dem HIMMEL auf Erden, der durch alle Bahnen leuchtet, die es nicht wirklich gibt, keine Bahnen, kein Becken, keine anderen, kein Gerangel, keine Welt.
Die Wahrheit leuchtet für alle, die durchblicken: allen offenbart sich der HIMMEL in allem, was erscheint. Die, die im HIMMEL erwachen, sind in und mit IHM, was ER ist: die Quelle aller Erscheinungen, strahlende Präsenz, zeit-, raum-, formlos, Liebe und vollkommene, alles erfüllende
S t i l l e
Mögen alle Menschen diese Stille finden, mögen alle glücklich und frei sein
Petra Mertens
Zum Download für den eigenen Gebrauch -> Die Geschichte: Eins mit dem EINEN